«Endlich wieder hier!» Mit diesen Worten steigt Diomira Sloksnath, Präsidentin des Vereins «Matilda für die Kinder von Hermannstadt» Mitte Juni aus dem Flugzeug in Sibiu / Hermannstadt und ist den Tränen nahe. Rund zehn Monate lang durfte sie wegen der Pandemie nicht nach Rumänien reisen und konnte die Hilfsprojekte nur aus der Ferne begleiten. Der erste Eindruck der Hauptstadt von Siebenbürgen ist erstaunlich normal. Die Fallzahlen in Rumänien sind aktuell weit unter denjenigen der Schweiz. Die Menschen gehen geschäftig ihrer Arbeit nach, die Kinder gehen zur Schule, in der historischen Altstadt sind Restaurants und Bars belebt wie zu Zeiten vor Corona. Einzig die Maskenpflicht in Innenräumen und im öffentlichen Verkehr erinnern an das Virus.
Benachteiligte Kinder litten besonders stark
«Dank der Impfung war die Einreise kein Problem mehr», erzählt Diomira Sloksnath sichtlich erleichtert, nun endlich wieder uneingeschränkt die Menschen hier vor Ort besuchen zu können. Eines der Hauptprojekte ist die Unterstützung des Offenen Hauses für Strassenkinder. Hier bekommen rund 20 Kinder aus zum Teil katastrophalen sozialen Verhältnissen täglich eine warme Mahlzeit, schulische Unterstützung und soziale sowie psychologische Betreuung. Als Rumänien im Lockdown war und die Schulen und das offene Haus geschlossen wurden, litten die benachteiligten Kinder besonders stark. «Ein Online-Unterricht war für diese Kinder gar nicht möglich», erklärt Diana Fruman, Leiterin der Offenen Hauses. Zum einen seien die vom Staat versprochenen Tablets für Schulkinder nicht eingetroffen, und zum anderen haben diese Kinder zuhause gar kein Internet, sagt Fruman. Unterstützung von der Familie kann man in diesen sozialen Schichten nicht erwarten: sie leben zusammengepfercht auf kleinstem Raum, zu bildungsfern sind sie.
Dank Eigeninitiative Online-Schule ermöglicht
Damit die Kinder im Lockdown nicht auf der Strasse landen und durch alle Maschen fallen, haben die Verantwortlichen des Offenen Hauses reagiert und aus eigenen Mitteln Tablets angeschafft. Dazu bekam jedes Kind einen Passierschein, um trotz Ausgangssperre ins Offene Haus zu kommen und von dort aus am Online-Unterricht teilzunehmen. «Es ist genau dieses Engagement der Leute vom Offenen Haus, das mich fasziniert und mich für das Sammeln von Spendengeldern motiviert», beschreibt Diomira Sloksnath ihre Bewunderung für diesen unermüdlichen Kampf gegen das Elend der Kinder. «Unser langjähriges Umbau-Projekt des Offenen Hauses ist erfolgreich abgeschlossen, nun wollen wir mit Spendengeldern aus der Schweiz noch mehr Gutes tun», so Sloksnath. «Als Chance für die Kinder, und als Wertschätzung für die engagierten Betreuerinnen und Betreuer».